Neue Studie zur Wirkung von Hilfsprojekten: Viele NGOs bewirken vor Ort wenig oder gar nichts

Die US-Politikwissenschaftlerin Patrice McMahon kritisiert in einer Studie große internationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs): Diese würden  häufig „romantisch verklärt“ – dabei sei die Wirkung von Hilfsprojekten vor Ort beizeiten sogar kontraproduktiv.

Die Autorin kritisiert, dass sich internationale NGOs häufig nur für einen gewissen Zeitraum in einem Land einrichteten, ausgestattet mit Geld und den besten Absichten. Sie nähmen sich kaum lösbarer gesellschaftlicher Konflikte an und sähen sich nicht nur für die akute Nothilfe zuständig, sondern häufig auch für den Aufbau der Demokratie, für die ethnische Aussöhnung und für die Vergangenheitsbewältigung. Nach einiger Zeit freilich, zögen die NGOs weiter und hinterließen in den Ländern eine „losgelöste Zivilgesellschaft“.

Nicht selten nutzten NGOs vor allem sich selbst. Viele Aktionen seien am Reißbrett geplant und eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für ihre Mitarbeiter, die zudem kaum um die Komplexität lokaler Gegebenheiten wüssten. So komme es, dass oft einheimische Eliten von der Anwesenheit der NGOs am meisten profitierten und dass der Geldfluss intransparent bleibe.

McMahon Projekte untersuchte für ihre Studie Aktivitäten von NGOs in Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Polen im Wesentlichen für den Zeitraum von 2000 bis 2010. Dazu interviewte sie NGO-Mitarbeiter in den drei Ländern. Außerdem wertete sie Daten internationaler NGOs, der US- und anderen westlichen Regierungen sowie internationalen Gremien wie der Uno aus und verglich so Projekte, deren Finanzierung und Ergebnisse. McMahon erhebt keinen expliziten Anspruch darauf, dass die Schlussfolgerungen ihrer Untersuchung weltweit gültig sind, sie hält sie jedoch für symptomatisch und geht in ihrer Studie auch kurz auf Beispiele aus Afrika und Asien ein.

Die Professorin für Politische Wissenschaften an der University of Nebraska-Lincoln forscht seit Jahren zu den Bereichen humanitäre Angelegenheiten, internationale Friedensbildung, NGOs und US-Außenpolitik. Ein Impuls für die Studie „Das NGO-Spiel“ waren auch ihre eigenen Erfahrungen in Mittel- und Südosteuropa: In den Neunzigerjahren studierte sie zeitweise in Polen und arbeitete später beim German Marshall Fund. Nach der Jahrtausendwende begann sie, in der Westbalkanregion zum Thema Zivilgesellschaft zu forschen.