Weihnachtszeit ist Spendenzeit, auch für Unternehmen. Die wenigsten Firmen aber überlegen sich, wieso und wofür sie sich gesellschaftlich engagieren. Im Interview verrät CSR-Coach Gerd Henghuber, welche Chancen sie so ungenutzt liegen lassen.
Corporate Social Responsibility (CSR) ist sehr in Mode, aber bringt das den Unternehmen überhaupt was?
Da muss man untersch
eiden: Handelsunternehmen müssen nachweisen können, dass sie Arbeitnehmer in ihrer Lieferkette gut behandeln. Klimaschutz ist für viele Unternehmen wichtig, ebenso Energieeffizienz, Abfallmanagement. Aber darüber hinaus machen sich die meisten Firmen kaum Gedanken darüber, aus welchen Gründen sie sich wofür engagieren. Meist gibt es schöne Konzepte, Folien und Hochglanzbroschüren, aber wenn man sich die Projekte ansieht, fehlt oft die Linie, der Bezug zum Unternehmen und dessen Kompetenz. So verschenken Unternehmen erhebliche kommunikative Chancen.
Wieso?
Ich höre manchmal von Unternehmern, sie wollten „irgendwas mit Kindern“ machen. Dagegen ist nichts einzuwenden, doch „irgendwas“ wird keinen Mehrwert bringen, denn es fehlt der spezielle Bezug zum Unternehmen und seiner Kompetenz, die Innovation, die Aufmerksamkeit verspricht. Und irgendwas mit Kindern machen fast alle.
Was raten Sie Unternehmen in ihrem gesellschaftlichen Engagement?
Echten Mehrwert für das Unternehmen bringt gesellschaftliches Engagement nach meiner Erfahrung nur dann, wenn die Aktivitäten strategisch angelegt werden, und die Hilfsprojekte selbst innovativ sind, zum Unternehmen passen und kreativ kommuniziert werden.
Wieviel Geld sind Unternehmern überhaupt bereit, für den guten Zweck springen zu lassen?
Ich kenne mittelständische Unternehmen, die geben über eine Million € im Jahr für gesellschaftliche Projekte, haben sich aber noch nie gefragt, ob und was ihnen das überhaupt nützt. Im Schnitt geben Mittelständler in Deutschland etwa 0,2% des Umsatzes für gesellschaftliches Engagement aus. Das ist viel Geld, es ist aber auch oft das Prinzip Gieskanne. Wenn man alles und jedes fördert, von der freiwilligen Feuerwehr bis zu Kleidersammlungen für Afrika, dann ist die kommunikative Wirkung meist sehr gering.
Was bringt es, wenn sich die Unternehmen bei CSR strategisch aufstellen?
Viele Unternehmen leiden unter einem Aufmerksamkeitsdefizit: sie sind nicht an der Börse, liegen abseits der interessanten Städte, fertigen Produkte, die nur Fachleute verstehen und tun sich schwer, Fachkräfte zu finden. Junge Leute aber wollen die Unternehmen gut finden, für die sie arbeiten. Mehr als ein Drittel der jungen Fachkräfte geben an, dass sie bei der Wahl ihres Arbeitgebers an erster Stelle nicht auf Gehalt oder Aufstiegschancen achten sondern auf die Ethik ihres Arbeitgebers. Hier können sich Unternehmen durch strategisch und innovativ aufgestellte CSR mit Wert aufladen.
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