Kommentar: 23.000 tote Flüchtlinge sind eine Schande für Europa

Nach neuen Schätzungen sind seit dem Jahr 2000 mindestens 23.000 Menschen ums Leben gekommen, weil sie sich auf den Weg gemacht haben in ein besseres Leben in Europa. Das ist eine Schande, die weit über Lampedusa, Gibraltar oder andere Brennpunkte hinausreicht. Sie trifft uns im Zentrum Europas, die wir  immer noch die Augen vor dieser Tragödie verschließen.

Deutschland hat in den Neunziger Jahren als eines der ersten Länder damit angefangen, als es das bis dahin geltende ziemlich absolute Asylrecht abgeschafft hat. Schon praktisch: sich mit einem Kreis sicherer Drittstaaten zu umgeben. Andere EU-Staaten haben es nachgemacht und damit das Thema Flüchtlinge immer weiter nach außen verlagert, bis ins Meer vor Lampedusa.

Global wirtschaften und Geld verdienen, sich dann aber vor globaler Verantwortung drücken und Menschen, die vor unerträglichen Verhältnissen in ihren Heimatländern fliehen, im Meer ertrinken lassen. Was für ein Hohn: der Begriff aus den Neunzigern, der damals nicht nur von extremen Parteien aufgegriffen wurde: das Boot sei voll.

Das Maß ist voll und die zynische Flüchtlingspolitik eine Schande für unser Land und unseren Kontinent.

Gerd Henghuber

Mehr Informationen zu einem neuen journalistischen Datenbankprojekt, das eine zuverlässige eine zuverlässige Statistik über die Zahl der Todesopfer des europäischen Grenzregimes gibt es auf der Seite von Pro Asyl. Die jetzt bekannt gegebene aktuelle Zahl übersteigt bisherige Schätzungen um mehrere Tausend.