CSR Nürnberg: Interview mit Dr. Uli Glaser, der in der Stadtverwaltung Nürnberg soziale Aktivitäten von Unternehmen fördert

Interview mit Dr. Uli Glaser, der in der Stadtverwaltung Nürnberg soziale Aktivitäten von Unternehmen fördert

Seit fast zehn Jahren fördert die Stadt Nürnberg das soziale Engagement von Unternehmen in der Franken-Metropole. Dr. Uli Glaser leitet die Stabsstelle Bürgerschaftliches Engagement und Corporate Citizenship im Referat für Jugend, Familie und Soziales und hat in den letzten Jahren eine Reihe innovativer Formate für CSR entwickelt: u.a. Netzwerke für Corporate Social Responsibility und Corporate Volunteering.

Was genau bieten Sie Unternehmen mit Ihren Netzwerken?

Die gesamte Bandbreite von CSR können wir als Kooperationspartner nicht abdecken, das wäre zu groß. Deshalb bieten wir vor allem Einstiegsformen für Unternehmen und verstehen uns als Türöffner oder Portal zu diesem Thema. Die Mitgliedschaft in den Netzwerken ist für Unternehmen kostenlos und verschafft ihnen Zugang zu Informationen, Veranstaltungen und Networking-Events. Das CSR-Netzwerk dient dabei als die zentrale Plattform, wir bewerben alle Veranstaltungen von allen Mitgliedern. Deshalb ist Kommunikation, wie unser CSR-Newsletter, für uns extrem wichtig. Eine weitere Besonderheit läuft gerade an: Nach fünf Jahren paralleler Arbeit fusionieren das CSR-Netzwerk und die Initiative Unternehmen IN AKTION gerade zu einem großen Netzwerk Nürnberger Unternehmen, um noch mehr Unternehmen für soziales Engagement zu begeistern.

Wie kam es zu diesen Aktivitäten in Nürnberg?

Die Idee für das Netzwerk entstand aus einer engen Partnerschaft der Stadt Nürnberg mit dem „Zentrum Aktiver Bürger“. Vor mehr als zehn Jahren gab es dort schon den Arbeitsbereich „Türen öffnen“, der sich vor allem mit Corporate Volunteering beschäftigte. Aus dieser Zusammenarbeit entstand 2011 „Unternehmen Ehrensache – Das Nürnberger Corporate Volunteering Netzwerk“. 2012 bewarben wir uns dann für eine Ausschreibung auf Bundesebene und erhielten eine zweijährige Förderung für die CSR-Beratung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Durch Informationen und Workshops konnten wir etwa fünfzig Unternehmen erreichen und erste Projekte anlaufen lassen. Nach zwei Jahren waren so viele Kontakte und Kooperationen entstanden, dass wir es einfach nicht sein lassen wollten. Also haben wir uns entschieden, mit einem zusätzlichen CSR-Netzwerk weiterzumachen. 2017 fusionieren jetzt gerade diese beiden Netzwerke.

Was motiviert die Nürnberger Unternehmen, sich für andere einzusetzen?

Oft ist es die sehr persönliche Einstellung der Unternehmer, die sich für andere einsetzen wollen. Es gibt aber noch andere Faktoren. Ein besonders wichtiger ist die kommende CSR-Berichts-Pflicht, nicht nur bei direkt betroffenen Unternehmen. Auch Firmen, die in der Lieferkette von größeren Unternehmen sind, engagieren sich verstärkt. Mitarbeiter sind ein wichtiger Faktor: Sie interessieren sich für den Charakter eines Unternehmens, der sich im gesellschaftlichen Engagement widerspiegelt.

Welche Formate werden von Unternehmen am stärksten nachgefragt?

Das ist sehr unterschiedlich. Unsere Kunst ist das Matching: Den Bedarf bei Projekten mit den Wünschen von Unternehmen zu kombinieren. Dafür bieten wir Workshopreihen direkt im Unternehmen und verschiedene Austauschformate an. Mit der Resonanz dafür sind wir durchaus zufrieden. Für jedes Unternehmen gibt es auch das entsprechende Engagement.

Beim diesjährigen fünften Marktplatz für Unternehmen und Gemeinnützige stand das Thema Integration von Flüchtlingen im Fokus. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?

Wir haben durchweg gute Erfahrungen mit Projekten zum Thema Flüchtlingen gemacht, besonders auch im Zusammenhang mit dem Marktplatz. Wir bemerken nur ein Problem: Für umfassendes soziales Engagement in einer Stadt sind gerade kleine und mittelständische Unternehmen wichtig. Aber je kleiner ein Unternehmen ist, desto weniger Zeit kann es in CSR-Themen investieren. Um aus dieser Zwickmühle herauszukommen, informieren und werben wir, und versuchen – gerade auch durch unseren Newsletter, der einen Verteiler von knapp 700 Personen hat – immer wieder Anreize zu schaffen, sich ins Thema CSR einzuklinken.

Welche konkreten Ergebnisse haben solche Veranstaltungen? Wie viele Flüchtlinge bekommen im Anschluss ein Praktikum, eine Hospiz oder eine Stelle?

Wir sind sehr zufrieden mit der Resonanz unserer Projekte. Am diesjährigen Marktplatz nahmen 30 Unternehmen und soziale Einrichtungen teil. Leider haben wir keine umfassenden Daten dazu, was in den einzelnen Unternehmen und Einrichtungen nach unseren Veranstaltungen passiert. Die Rückmeldungen, die uns erreichen, sind aber durchweg positiv. Es ging aber vor allem um niedrigschwellige Angebote wie Schnupperpraktikas oder Betriebsbesichtigungen.

Ist das Angebot, das Sie in Nürnberg machen, besonders, oder haben alle Städte so etwas?

Wir arbeiten nur in der Stadt und Region Nürnberg, wir sind also lokal begrenzt, und ich kann unser Engagement nur schwer mit dem in anderen Städten vergleichen. Ich glaube aber, dass wir sehr gut aufgestellt sind. Das liegt auch daran, dass wir in Nürnberg Corporate Social Responsibility als Thema auch des Sozialbereichs verstehen. Das heißt, unser Ausgangspunkt ist immer auch das soziale Projekt, der Bedarf. Andere Städte haben das Thema bei der Wirtschaftsverwaltung angeordnet, daher gehen sie ganz anders ran, sie setzen weniger auf Kooperation. Unser Vorbild ist die Stadt Wiesbaden, die Großveranstaltungen organisiert und statt eines Corporate Volunteering Tages eine ganze Corporate Volunteering Woche anbieten kann. So weit ist Nürnberg noch nicht, aber wir sind auf einem guten Weg.

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Interview: Franziska Forster

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