Grüner Knopf: 27 Unternehmen der Textil-Branche verpflichten sich zu neuem Label

Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller hat das staatliche Textilsiegel Grüner Knopf vorgestellt. 27 Unternehmen der Branche haben die Anforderungen des neuen Labels erfolgreich bestanden und verpflichten sich zur Einhaltung der Standards. 26 weitere Unternehmen sind derzeit im Prüfprozess.

Minister Müller sagte: „Die Globalisierung hat im 19. Jahrhundert in der Textilwirtschaft begonnen. Nun muss auch gerechte Globalisierung in der Textilwirtschaft anfangen. Mit dem Grünen Knopf setzen wir jetzt einen hohen Standard und zeigen: Faire Lieferketten sind möglich. Ab heute kann das keiner mehr in Frage stellen. Das beweisen alle Unternehmen, die mitmachen.“

Produkte wie T-Shirts, Bettlaken oder Rucksäcke müssen 26 anspruchsvolle Sozial- und Umweltstandards einhalten – von Abwassergrenzwerten und dem Verbot gefährlicher Chemikalien bis hin zu Mindestlöhnen und dem Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit. Zusätzlich wird das Unternehmen anhand von 20 weiteren Kriterien geprüft: Legt es Lieferanten offen? Gibt es Beschwerdemöglichkeiten für die Näherinnen vor Ort? Schafft es Missstände ab?

Minister Müller: „Das ist das Besondere am Grünen Knopf: Das gesamte Unternehmen wird kontrolliert. Einzelne Vorzeigeprodukte reichen alleine nicht aus. In dieser Tiefe prüft sonst keiner.“
Zum Start deckt der Grüne Knopf die beiden wichtigsten Arbeitsschritte „Nähen“ und „Färben“ ab: Hier laufen alle der 100 Milliarden Kleidungsstücke weltweit durch. Hier arbeiten 75 Millionen Menschen. Und der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza erfolgte bei diesem Arbeitsschritt.

In den kommenden Jahren wird der Grüne Knopf auf weitere Produktionsschritte wie den Baumwollanbau ausgeweitet. Auch die Sozial- und Umweltkriterien werden kontinuierlich weiterentwickelt, zum Beispiel hin zu existenzsichernden Löhnen. Ein Beirat aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft unterstützt dies.
Minister Müller: „Fair Fashion ist ein Mega-Trend. Für drei Viertel der Verbraucher ist faire Kleidung wichtig. Doch bisher fehlt die Orientierung. Mit dem Grünen Knopf ändert sich das. Mit jeder Kaufentscheidung können wir jetzt einen Beitrag leisten: Für eine gerechte Globalisierung, bei der Mensch und Natur nicht für unseren Konsum ausgebeutet werden. Für Menschlichkeit und Humanität.“

27 Unternehmen machen bereits mit, darunter Start-Ups, Mittelständler, anerkannte Nachhaltigkeits-Vorreiter und große Unternehmen: Alma & Lovis, Aldi Nord, Aldi Süd, Brands Fashion, CharLe, Derbe, Dibella, Engel, Feuervogl, Hans Natur, hessnatur, Hopp, Kaufland, Kaya&Kato, Lidl, Manomama, Melawear, Millitomm, Modespitze Plauen, Phyne, Posseimo, Rewe Group, Schweickardt Moden, Tchibo, Trigema, Vaude, 3 Freunde.
26 weitere Unternehmen sind derzeit im Prüfprozess, unter anderem Hugo Boss, die Otto-Group und auch kleinere Unternehmen wie Socks4Fun.

Allerdings ist das Siegel bereits bei seiner Einführung umstritten: Kritiker befürchten, dass eine freiwillige Verpflichtung viel zu kurz greife. Längst gebe es Labels für fair und ökologisch sauber hergestellte Textilien, die aber nur eine Minderheit der Käufer berücksichtige. Für die große Mehrheit der Verbraucher zählten der Preis, das Design die Marke. Wenn sich wirklich etwas ändern soll, brauche es verpflichtende Gesetze.

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