Corporate Volunteering auch in Deutschland im Kommen

Der Voluntourismus ist auf dem Vormarsch: Seit Jahren wächst die Zahl an Anbietern und Abnehmern für Urlaub mit sozialem Inhalt. Wer in einem Gap Year oder Sabbatical mehr tun möchte als nur zu reisen, kann für beträchtliche Summen in Entwicklungsländer gehen um dort zu lehren, Schulen zu bauen oder Brunnen zu graben. Diese Form des vermeintlich sinnstiftenden Reisens hat Vorteile wie Nachteile.

Etwa eine Million jungen Menschen entscheidet sich jedes Jahr dafür, ihre freie Zeit nicht mit einem Roadtrip durch die USA, einem Pauschalurlaub auf Mallorca oder einem Interrail-Trip durch Europa zu verbringen, sondern in einem Entwicklungsland. Dort möchten sie dabei helfen, dass alles besser wird, und einen Unterschied machen. Das ist grundsätzlich sehr zu befürworten: Nach Studien, die die politische Indifferenz von Jugendlichen und jungen Menschen anprangern macht endlich mal jemand etwas.

Das Engagement, das von gängigen Voluntourismus-Anbietern beworben wird reicht von Englisch lehren an afrikanischen Schulen über den Aufbau von Brunnen oder Häusern bis hin zur Betreuung von Waisenkindern in Kambodscha. Die Kosten für die Freiwilligen reichen von hunderten bis zu tausenden Euro pro Woche (!), der Flug nicht inklusive. Jeder kann sich das bestimmt nicht leisten.

Außerdem wir diese Version des sinnstiftenden Reisens heftig kritisiert. Oft kommen die Helfer ohne Qualifikation in dem, was sie tun wollen. Laien bauen Häuser oder graben nach Wasser, Abiturienten ohne pädagogische Ausbildung sollen riesige Klassen leiten und den Kindern auch noch etwas beibringen. In Deutschland wäre das kaum denkbar. Frau Wolff von der FAZ sieht das als ein Zeichen eines noch immer verwurzelten Rassismus: Die Weißen wissen doch eh alles besser, und in Entwicklungsländern kann schon mal mit anderen Standards gemessen werden als hier bei uns.

Dass die Hilfe typischerweise von Weißen ausgeht, stärke unterschwellig den Gedanken der „White Supremacy“ beim Spender wie auch beim Hilfsempfänger. Auch setzen die Konzepte kaum auf Hilfe zur Selbsthilfe, sondern nur auf ad-hoc-Unterstützung. Denn wenn die Reiseanbieter ihre Projekte so aufbauen würden, dass im Lauf der Zeit immer weniger Freiwillige gebraucht werden, sondern alles von Einheimischen übernommen wird, würden sie sich auf lange Sicht selbst abschaffen. Ein No-Go für gewinnorientierte Unternehmen, aber eigentlich das Ziel jeder ernst gemeinten Entwicklungshilfe.

Natürlich gibt es auch andere Möglichkeiten: Einen Teil des hohen Preises für die Reise an zertifizierte Anbieter spenden zum Beispiel, und stattdessen einfach so reisen. Oder sich noch zu Hause informieren und dann ein Auslands-Engagement wählen, in dem man sein Know How einbringen kann, statt als unqualifizierter Freiwilliger aufzuschlagen.

Und überhaupt: Wer sagt denn, dass sich soziales Engagement im Ausland nur auf die Zeit vor der ersten Arbeitsstelle beschränken muss? Die Nachfrage ist auf jeden Fall da und bietet Unternehmen eine echte Chance, sich als Arbeitgeber zu profilieren: Für junge Fachkräfte auf Jobsuche kann die Aussicht auf Corporate Volunteering ein echter Ansatzpunkt sein, um sich für ein bestimmtes Unternehmen zu entscheiden. Die Freiwilligen können ihr Fachwissen vor Ort anwenden und sammeln Erfahrungen für sich selbst. Das Unternehmen bekommt Zugang zu motivierten Fachkräften und profitiert vom kommunikativen Mehrwert der Entwicklungshilfe. Wenn die Projekte dann auch noch langfristig sinnvoll sind, steht gelungener, nachhaltiger Hilfe zur Selbsthilfe nichts mehr im Weg.

Wir informieren Sie gerne über die Möglichkeiten, Ihr Unternehmen durch Corporate Volunteering Angebote nach vorne zu bringen.

Merken

Merken