Wieso ein Immobilienunternehmen Filme für Demenzkranke fördert

Martin Herkenrath leitet die in Köln beheimatete und deutschlandweit agierende OMEGA Immobilien Gruppe. Seit einem Jahr unterstützt er im Rahmen der CSR-Aktivitäten seiner Firma das Projekt My Life Films, das biografische Filme für Demenz-Patienten produziert. Das Medium Film eignet sich in besonderer Weise, um den Patienten die wichtigsten und schönsten Momente ihres Lebens immer wieder neu in Erinnerung zu rufen. Außerdem halten die Filme für (wechselnde) Pflegekräfte wertvolle Informationen über den Erkrankten bereit. Wieso er sich dafür engagiert, erklärt er im Interview.

Was gefällt Ihnen an dem Projekt My Life Films?

Das Projekt hat mir sofort gefallen, als ich davon erfahren habe. Ich bin persönlich schon lange sensibilisiert für das Thema Demenz. Die Machart der Filme und das Vorgehen der Filmer sorgt dafür, dass trotz der schwierigen Diagnose sehr schöne, emotionale Momente für die Patienten und ihre Angehörigen entstehen. Die Filme helfen nicht nur den Patienten, die sich länger an Momente ihres Lebens erinnern sollen, sondern bringen auch die Familien zueinander.

Wieso engagieren Sie sich mit Ihrem Unternehmer für Demenzkranke?

Das hat zwar keinen immobilienspezifischen Bezug, worauf wir ansonsten bei unserem gesellschaftlichen Engagement Wert legen. Aber Demenz ist für unsere Mitarbeiter ein Teil ihrer Lebensrealität: etwa weil Eltern erkranken und betreut werden müssen. Wir wollen als Arbeitgeber unseren Mitarbeitern durch dieses Engagement zeigen, dass wir dieses Thema ernst nehmen und Verständnis dafür aufbringen, wenn sie diese Situation trifft.

Hatten Sie keine Scheu vor den negativen Aspekten, mit denen das Thema Alzheimer und Demenz besetzt sind?

Eigentlich nicht. Mit Demenz gehen wir ja schon seit Jahren in der Gesellschaft immer offener um. Sie ist kein Tabu-Thema mehr, jeder weiß, dass sie zum Leben dazu gehören kann.

Was versprechen Sie sich von Ihrem Engagement?

Die Botschaft ist: wir als Unternehmen leben auch, was wir fördern. Das heißt: indem wir unseren Mitarbeitern durch dieses Engagement zeigen, dass wir im Fall schwieriger Lebenssituationen hinter ihnen stehen, wollen wir das Vertrauen und die Bindung im Unternehmen stärken.

Das heißt, Ihr gesellschaftliches Engagement hat klar eine Funktion?

Ganz klar ja. Wir wollen als Unternehmen Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen, aber wir wollen nicht einfach irgendetwas tun, sondern etwas, das uns ganz klar definiert auch nutzt.

Wie sieht Ihre Förderung konkret aus?

My Life Films ist ein Projekt, das aus England kommt. Wir haben die Gründung der deutschen gGmbH unterstützt und fördern sie weiter, indem wir unser Büro und Ressourcen zur Verfügung stellen. Außerdem bieten wir unseren Mitarbeitern an, biografische Filme für an Alzheimer erkrankte Angehörige zu fördern. Rein statistisch müssten unter unsern 130 Angestellten 5 bis 10 sein, deren Angehörige an Demenz leiden. Bisher hat sich aber noch niemand gemeldet.

Wie erklären Sie sich das?

Wahrscheinlich ist unsere Mitarbeiterzahl nicht groß genug, um den statischen Wert zu erreichen. Außerdem spricht man bei diesem Thema ja nicht gleich mit dem Arbeitgeber. Für jeden Fall dürften die Filme auch nicht geeignet sein. Wir zeigen unseren Mitarbeitern aber allein durch unser Engagement, dass wir ihre Lebensrealität akzeptieren und freuen uns, wenn jemand zu uns kommt und nach einem Film fragt. Unser Engagement wird von unseren Mitarbeitern geschätzt und meine Geschäftsführerkollegen und ich erhalten gute Feedbacks. Somit erfüllt sich unsere Hoffnung, dass dieses soziale Engagement einen positiven Widerhall in unserer Mitarbeiterschaft findet.

Interview: Gerd Henghuber

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